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AutorenbildJuno Peter

Abstecher in die falsche Richtung?


Illustration: Pia Zibulski


Einen wunderschönen Morgen, Nachmittag oder was auch immer wünsche ich euch. Nachdem ich meine Kolumne im letzten Monat aus zeitlichen Gründen ausfallen lassen musste, bin ich nun wieder zurück und tippe fröhlich in meine Tastatur. Tatsächlich freue ich mich diesen Monat wieder sehr auf das Schreiben und auch auf die Arbeit vor dem Laptop, denn mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Nach acht Monaten in Hildesheim habe ich mich dazu entschlossen, mein Studium hier abzubrechen.


Das hat diverse Gründe. Einerseits geben mir die Inhalte nicht das, was ich mir erhofft habe und zusätzlich fühle ich mich an dieser Universität auch nicht so richtig gut aufgehoben. Kurz und knapp gesagt: Ich bin einfach unglücklich mit diesem Studiengang. Dies hat grundsätzlich nichts mit dem Studiengang an sich zu tun, sondern mehr mit unerfüllten Erwartungshaltungen meinerseits und meinem persönlichen Problem mit dem akademischen Lehren und Lernen– es ist mir alles viel zu theoretisch.


Ich muss zugeben, dass es unangenehm war, mir selbst einzugestehen, dass mich dieser Studiengang nicht erfüllt. Sich einzugestehen, dass man* sich für etwas entschieden hat, was sich dann als nicht das entpuppt, was man* erwartet hat, ist anstrengend. Besonders unangenehm war es mir, wenn meine Verwandtschaft an Weihnachten nach meinem Studium gefragt hat und ich diese nicht mit “It sucks” enttäuschen wollte, was ich eigentlich gerne gesagt hätte. Stattdessen habe ich irgendwas von “Ja, ist interessant… aber Corona machts schwer… online Uni...” vorgestammelt.


Natürlich ist es wichtig, eine Ausbildung zu haben, da sie einem vieles einfacher macht im späteren Berufsleben. Aber was bringt es einem, sich mindestens drei Jahre lang einen abzubemühen für einen Studiengang oder eine Ausbildung, die einem schlicht und einfach nicht zusagt? Dann ist es wohl kürzer und schmerzloser, das Pflaster einfach abzureissen und abzubrechen– trotz der Scham.


Wichtig zu sagen ist, dass ich nicht ohne Plan einfach abgebrochen habe, denn – wie schon gesagt – finde ich eine abgeschlossene Ausbildung oder einen Schulabschluss wichtig. Ich will euch also nicht dazu ermutigen, Studiengänge und Lehren abzubrechen, ohne zu wissen, was ihr danach machen wollt –oder ob ihr überhaupt etwas machen wollt. Vielleicht wollt ihr auch einfach mal weggehen für eine Zeit. Alles völlig legitim, aber wisst zumindest, wie ihr die Zeit nutzen wollt. Mein neuer Plan hat nicht wirklich was mit reisen zu tun, aber er führt mich weiter Richtung Norden. Ab Juli gibt es dann Post aus Hamburg, wo ich einen neuen Studiengang beginnen werde, der tatsächlich das behandelt, was ich in meinem Leben machen will.


Trotzdem muss ich sagen, dass ich froh bin um die Erfahrungen, die ich hier in Hildesheim gesammelt habe. Auch wenn es schlussendlich nicht das ist, was ich machen will, habe ich doch einiges gelernt, das mich auf diesen neuen Abschnitt vorbereitet hat. Eine verschwendete Zeit war es also auf keinen Fall. Irgendwas nimmt man* immer mit– auch wenn es nur die Erkenntnis ist, dass man* etwas nicht machen möchte. Auch das muss herausgefunden werden.


Nun aber genug für heute. Ich setz mich jetzt neben den Stapel aussortierter Uni-Papiere und gönne mir einen Amaretto Sour, während ich Ebay Kleinanzeigen nach schönen Möbeln für mein neues Zuhause durchforste. Salute!



Illustration: Pia Zibulski


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