Wir, die Kolumnist*innen Max und Selina, haben uns was Kleines für diese etwas andere Adventszeit überlegt: Jeden Advent kommt abwechslungsweise ein kurzer Text von uns online. Das Thema des Textes wird jeweils von der anderen Person vorgegeben.
Am zweiten Advent liess sich Max über die blinkende Weihnachtsdeko der Nachbarn aus und schrieb darüber, warum er Zimmerpalmen gegenüber Tannenbäumchen vorzieht. Nun zum dritten Advent ist Selina wieder dran.
“Weisst du schon ein Thema für die nächste Adventskolumne?”, frage ich Max. “Ah yes! Adventskalender: Süsse Kindheitserinnerung oder cringe, wenn sich Pärchen gegenseitig einen machen?”, kriege ich als Antwort. Oh Max, da triffst du einen Nerv bei mir.
Zu Adventskalendern habe ich sehr gemischte Gefühle. Als Kind habe ich sie geliebt. Ich spreche aber nicht von den gekauften Adventskalendern. Meine Mutter hat mir und meinem Bruder jedes Jahr einen selber gemacht mit 24 kleinen Geschenkchen drin. Als wir älter wurden, haben mein Bruder und ich uns einen geteilt, sodass wir jeden zweiten Tag ein Päckchen öffnen durften und als wir dann noch älter waren, haben wir als Familie einen gemeinsam gemacht. Als ich dann etwa 16 oder 17 war, hat das Ganze dann aufgehört, weil wir es alle zu anstrengend fanden, zusätzlich zu den Weihnachtsgeschenken auch noch Geschenke für den Adventskalender zu besorgen.
Seither hatte ich keinen Adventskalender mehr. Wohl bemerkt sind das nun schon sechs Jahre. Ich, 23, hatte seit sechs Jahren keinen Adventskalender mehr und ich muss sagen, mir hat es auch nicht gefehlt. In meinem Freundeskreis sah es nicht anders aus. Die einzigen, die einen Adventskalender hatten, waren die in einer Beziehung. So mutierten Adventskalender zu einem kitschigen Pärchen-Ding mit zuckersüssen Zettelchen und Plüsch-Herzchen, wodurch sie für mich nur noch abstossender und unwichtiger wurden.
Doch dann bin ich hier nach Hildesheim gekommen und irgendwie herrscht hier ein anderer vibe bezüglich Adventskalendern. Fast alle, die ich kenne, haben einen Adventskalender: Entweder selbst gemacht, gekauft, von den Eltern oder von dem*der Partner*in – fast alle haben irgendeine Form davon. Auch meine WG ist nicht davon ausgeschlossen, denn ja, wir haben einen WG-Adventskalender. Alle fünf Tage darf ich ein Päckchen aufmachen und ich muss sagen, irgendwie fühlt sich das doch ganz schön an. Besonders weil meine Mitbewohnerinnen und ich den gleichen trashigen Humor haben und die Geschenke aus einer guten Mischung von Referenzen zu insider-jokes, trash und “ich weiss, dass du das feierst” bestehen.
Adventskalender müssen also doch nicht kitschig sein – wer hätte es gedacht. Trotzdem werde ich mich, falls ich jemals wieder in einer festen Beziehung lande, weiterhin dem Pärchen-Adventskalender-Trend verweigern. Auch wenn ich mich an unserem WG-Adventskalender sehr erfreue, ist mir das dann doch zu viel Kitsch und schlichtweg zu viel Arbeit. Ausser dieser Adventskalender würde aus alkoholischen Getränken und Tabakwaren bestehen. Im Herzen bin und bleibe ich eben doch eine faule Anti-Romantikerin. <3
Prösterchen!
Die Illustrationen sind eine Zusammenarbeit von Florence Dreier, Hannah Oehry, Lena Studer & Pia Zibulski
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