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AutorenbildJuno Peter

Bin ich wieder da oder war ich überhaupt weg?


Illustration: Pia Zibulski

August 2022. Mal wieder sitze ich im ICE 70 von Basel SBB nach Hamburg Hauptbahnhof. Déjà-vu? Es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen, dass ich diese Worte das letzte Mal in meinen Laptop tippte. Dabei ist es jetzt schon ein Jahr her. Ich habe lange nicht mehr geschrieben. Die letzte Kolumne kam im März oder April, ich weiss es nicht mehr genau. Ich könnte nachschauen, aber natürlich funktioniert das W-Lan in diesem Zug nicht. Jedenfalls ist es echt lange her, seitdem ich das letzte Mal einen Text veröffentlichte. Vielleicht ist das euch Lesenden gar nicht aufgefallen, was völlig verständlich wäre. Was interessieren euch die Meinungen einer Person Mitte zwanzig, die sich gerne über Dinge aufregt und dann mit zu vielen Anglizismen darüber schreibt. Google Statistics zeigt mir jedoch, dass anscheinend doch ein paar Menschen Interesse an genau diesen Meinungen haben. Deshalb schreibe ich heute darüber, weshalb ich die letzten Monate nichts habe von mir lesen lassen.


Wie ihr wahrscheinlich schon wisst, studiere ich Regie in Hamburg. Seither befinde ich mich in einer riesigen Theater-Bubble: Mein Alltag besteht aus beinahe nichts anderem als Theater in jeglicher Form und ich liebe es, jedoch hindert mich diese Bubble daran, meinen Kopf aufs Schreiben zu fokussieren. In meinen Kolumnen behandelte ich bisher immer die Themen, die mich in diesem Moment am meisten beschäftigten. Zurzeit okkupiert hauptsächlich mein Regiestudium und meine Fernbeziehung (ja, die ewige Single-Person hat wen gefunden, who would have thought) meinen Kopf.


Ich will nicht zu einer Person mutieren, die permanent über ihr Kunststudium labert, beziehungsweise schreibt, nicht checkt wie verdammt privilegiert, unreflektiert und vor allem elitär diese Hochschulen eigentlich sind, denn ganz ehrlich, ich finde diese Menschen selbst extremst nervig. Deshalb habe ich es gelassen, das Schreiben. Also nicht ganz: Ich habe viel geschrieben, jedoch nicht für VIRAL., sondern für meine Projekte in- und ausserhalb der Hochschule.


Vielleicht werde ich euch in Zukunft aber doch ein wenig in meine Bubble mitnehmen – mir wurde zugetragen, dass da ein Interesse bestünde. Es gibt auf jeden Fall viele Dinge im Theater, über die ich mich unglaublich aufregen kann. Und ich vermisse das Schreiben für ein anderes Publikum als das der Theater-Bubble. Die Auseinandersetzung mit anderen Themen in dieser ungezwungenen Kolumnen-Form, die ich so sehr schätze, fehlt mir ungemein.

Bevor ich aber wieder drauflos haten kann muss ich noch den Elefanten im Raum ansprechen, denn mein Studium war nicht das einzige, was mich vom Schreiben abgehalten hat.

Über unseren VIRAL. Instagram Account (folgt uns, falls ihr das noch nicht tut) habt ihr vielleicht mitgekriegt, dass ich meinen Namen und meine Pronomen vor einiger Zeit geändert habe. Dazu habe ich mich weder geäussert, noch habe ich darüber geschrieben – obwohl das die Themen waren, die mich in den letzten anderthalb Jahren am meisten beschäftigten. Wahrscheinlich ist das tatsächlich der Hauptgrund, weshalb ich so wenig veröffentlicht habe. Viele Texte, die ich in dieser Zeit schrieb, haben sich erzwungen angefühlt, denn sie behandelten nicht das, worüber ich eigentlich schreiben wollte. Aber: Ich war noch nicht bereit dazu, darüber zu schreiben.


Gender ist ein Thema mit dem man* auf viel Ablehnung trifft. Auch ich als eine Person, die sich jahrelang mit Gendertheorien, Feminismus und Queerness intensiv auseinandergesetzt hat und es immer noch tut, hatte enorme Schwierigkeiten, mich mit meiner eigenen Gender-Identität auseinanderzusetzen. Um ehrlich zu sein, habe ich immer noch Schwierigkeiten damit. Es ist angsteinflössend, besonders wenn man sich während der Auseinandersetzung mit dem eigenen Gender nicht in den binären Geschlechtern wiederfindet. Diese Angst vor Ablehnung und die damit einherkommenden Unsicherheiten öffentlich zu teilen – dafür musste ich erstmal mein Privatleben regeln, mich festigen und ein Support-System aufbauen. Tatsächlich bin ich auch jetzt noch nicht bereit, über Details zu schreiben, denn ich mache viele Veränderungen durch. Im Kopf wie auch gesellschaftlich. Das dauert seine Zeit. Zum Glück zwingt mich auch niemand dazu darüber zu schreiben. Und zum Glück habe ich unglaubliche Menschen um mich herum, die mich bei jedem Schritt unterstützen und mit mir jeden Meilenstein zelebrieren.


Was ich jedoch mit euch teilen will, ist Folgendes:


Mein Name ist Juno.

Ich bin non-binär und meine Pronomen sind they/them/deren.

Oder sonst: Nennt mich einfach Juno.

Das reicht erstmal.


Es gibt viele Themen, über die ich mich auslassen möchte und ich freue mich darauf, endlich wieder mit einer kleinen Audience abranten zu können. Die letzten Monate haben das immer nur meine Kommiliton*innen zu hören gekriegt und auch wenn es sie amüsiert, ist es nicht das gleiche, wie wenn ich meinen hate mit euch teile.


Ich freu mich drauf, hoffe ihr euch auch.

Bisous,


Juno


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