Collage: Pia Zibulski
Nach meinem dreiwöchigen Aufenthalt in der Schweiz bin ich zurück in Hildesheim. Die zehn Tage Pflicht-Quarantäne habe ich auch hinter mich gebracht und nun fieber ich zusammen mit meinen Mitbewohnerinnen und den Kommiliton*innen dem Semesterende entgegen, das nur noch wenige Tage von uns entfernt ist. Das Ende des ersten Semesters meines Studiums ist somit zum Greifen nahe und ihr glaubt nicht, wie froh ich darüber bin. Ein paar der Veranstaltungen haben mir das Online-Lehre-Leben schwer gemacht und eine davon ganz besonders: die Vorlesung zum Thema Feminismus.
Es ist mir beinahe ein wenig peinlich, das offen zuzugeben, aber die Feminismus Vorlesung ist tatsächlich die, die mir dieses Semester am schwersten fiel. Das lag aber nicht daran, dass sie donnerstagmorgens um 08:15 stattfand. Einer der Vorteile an Online-Uni ist nämlich der, dass Vorlesungen aufgezeichnet werden und man* sie dann nachträglich zu einem besseren Zeitpunkt (und alles ist besser als 08:15 in der Früh) nachhören kann. Diese Option war einerseits meine Rettung, da alle die mich kennen wissen, dass mein Gehirn allerfrühestens ab 11:00 auch nur im geringsten funktionsfähig ist. Andererseits war diese Möglichkeit auch mein Untergang. Zu wissen, dass die Vorlesungen sowieso aufgezeichnet werden, hat mich dazu verleitet, alle aufzuschieben, sodass sich mehr und mehr Stunden an nachzuhörenden Vorlesungen ansammelten.
Ich war enttäuscht von mir, dass ich mich genau mit der Vorlesung schwer tat, die einen Themenbereich behandelt, der mich so sehr beschäftigt. In meiner Freizeit lese ich zum Spass Virginia Woolf und Judith Butler, wissenschaftliche Essays und Artikel zu diversen feministischen Theorien, übe mich in gendergerechter und inkludierender Sprache. Wenn Freund*innen etwas zu diesem Themenbereich wissen wollen, fragen sie mich. In Diskussionen habe ich schlagfertige Argumente um meine Standpunkte zu vertreten. All diese Dinge tue ich aus Interesse und weil es mir wirklich Freude bereitet, tiefer in die verschiedenen Aspekte der Feminismen einzutauchen. Diese Philosophie-Vorlesung zu “Feminismus als Machtkritik” aber macht mich fertig.
Mehrmals hatte ich überlegt, die Veranstaltung hinzuschmeissen. Aber mein Stolz liess das nicht zu. Es wäre mir zu peinlich gewesen, zuzugeben, dass ich sie vor mir herschiebe und mir einzugestehen, dass sie mich langweilt. Mit jeder neuen ungehörten Vorlesung, die dazu kam, wuchs dieses schlechte Gewissen und die Zweifel an meinen bisherigen Überzeugungen wurden grösser.
Wie kann es sein, dass mich Feminismus langweilt? Bin ich eine schlechte Feministin, weil mich die Vorlesung nicht packt und es mir schwerfällt, ihr zu folgen? Die Antwort ist klar: Nein. Finde ich es schade, dass mich die Inhalte nicht erreichen? Ja, absolut. Das liegt aber an vielem anderem, nicht an der Thematik. Online-Lehre fällt mir generell nicht leicht, da ich mich selbst schnell und gerne ablenken lasse und zusätzlich von zu viel Zeit am Laptop schlimme Kopfschmerzen kriege. Wenn mich dazu noch eine dozierende Person mit ihrem Vortragsstil nicht abholt, bin ich mit meinem Kopf schnell mal woanders, statt zuzuhören.
Ich habe mich damit abgefunden, dass diese Vorlesung einfach nicht mein Fall war und dass das nichts mit der Thematik Feminismus zu tun hat, sondern mit der Art und Weise, wie diese präsentiert wurde.
Werde ich wieder eine Vorlesung in diesem Bereich besuchen? Ja, definitiv. Wahrscheinlich werde ich mich aber davor hüten, nochmals eine Veranstaltung von dieser dozierenden Person zu wählen. Egal wie sehr man* sich für einen Bereich interessiert: Wenn die Präsentation dessen nicht eingängig ist, kann auch das spannendste Thema zur Qual werden.
Doch jetzt gönne ich mir erstmal ein Endspurt-Drink auf das bevorstehende Semesterende.
Wohl bekommts!
Collage: Pia Zibulski
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