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AutorenbildMax Kaufmann

Keine geschenkte Matura


Illustration: Pia Zibulski


Meine Schulzeit endet mit einem Bundesratsentscheid. Was für ein Plot-Twist, als die Erlösung über die Lippen Parmelins kommt. Überraschender als jeder der unzähligen Filme, die ich mir im Lockdown reingezogen habe. Der Jubel in den Video-Calls ist so gross, dass die Distance-Learning-Software an ihre Grenzen stösst. Während den folgenden Lektionen wird so manches Bier heimlich vor dem Bildschirm gekippt, auffallend viele Schüler*innen haben in der Konferenz ihre Kameras deaktiviert. 


Neben der grossen Erleichterung ist auch eine gute Portion Wut zu spüren. Wir hatten das wochenlange Hin und Her satt. Zu lange dauerte die Ungewissheit über die Durchführung der Prüfungen, während gleichzeitig bereits entschieden war, wann der “Zolli” wieder öffnen darf. Falls da überhaupt noch jemand hingeht, nachdem alle Tiger King gesehen haben. Ist ja schön, wenn Parteien sich für Schüler*innen einsetzen wollen. Oder immerhin glauben, das zu tun. Ich verstehe trotzdem nicht, warum plötzlich – und zwar erst wenige Tage vor dem definitiven Entscheid des Bundes – jede*r seinen politischen Senf zur Prüfungsfrage dazugeben musste und wir zunehmend befürchteten, dass sich der Entscheid nochmals um eine Woche verzögert. Den hätten wir in diesem Fall auf den Tag genau am ursprünglich geplanten Prüfungs-Start erfahren. Auch krass: Es ging nur noch um uns Schüler*innen. Wer sich nicht alleine auf Prüfungen vorbereiten könne, sei eines Studiums nicht würdig und so. Von der Pandemie sprach niemand mehr. 


Schluss mit dem Rant. Fertig aufgeregt. Parmelin hat das Richtige verkündet, zumindest für die meisten Maturand*innen in den beiden Basel. Bei Bier auf einem Oberwiler Pausenplatz sackt die Anspannung ab. Und jetzt? Wie weiter? Wir sind nicht nur der Jahrgang, der keinen Prüfungsstress aushalten muss. Wir sind auch der Jahrgang, der sämtliche Abschluss-Spässe und Sommerpläne ersatzlos gestrichen bekommt. Wenn es überhaupt eine Abschlussfeier gibt, wird das etwas à la Festzelt vor dem Schulhaus, nacheinander das Zeugnis holen, das desinfiziert auf einem Tischchen liegt, den Lehrer*innen winken, Cüpli kippen, ade merci. Immerhin. Aber auch ohne die Prüfungen bleibt die Leere nach dem Abschluss. Sie habe sich das Ende ihrer Schulzeit aufregender vorgestellt, so das nüchterne Fazit einer Freundin, als wir uns auf diesem Oberwiler Pausenplatz im Grüppchen treffen und gegenseitig gratulieren. Wir hätten uns gerne umarmt. Aber da ist ja dieser Abstand und wir halten ihn ein. Der Rest des Abends vergeht schnell: Wir planen die Toiletten-Deko für unsere WG, die erst noch gegründet werden muss.





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