Die letzten Monate waren wild: viele Veränderungen, persönliche Erkenntnisse, neue Stadt, Umzüge, Studienbeginn. Ich sitze im Arbeitszimmer der Hochschule, an der ich seit etwas mehr als sechs Wochen studiere. Endlich habe ich einen ruhigen Moment zwischen Seminaren gefunden um an der nächsten Kolumne zu schreiben. Aber: mir fällt nicht ein, über was ich schreiben kann. Mein Kopf ist absolut leer.
Seit Oktober studiere ich Schauspieltheaterregie (was für ein Zungenbrecher) an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Es ist ein surreales Gefühl, endlich das studieren zu können, worauf ich die letzten Jahre hingearbeitet habe. Jetzt bin ich hier– als eine von fünf Personen in meinem Jahrgang. Jeder Tag meines überfüllten Stundenplanes dreht sich nur um Theater, Kunst und Kreativität. Es ist wunderschön von so vielen Menschen umgeben zu sein, die für das gleiche brennen. Gleichzeitig aber bleibt meine Kreativität auf anderen Ebenen komplett auf der Strecke.
Kolumnen zu schreiben war bisher für mich immer ein kreativer Befreiungsprozess. Ich habe über Themen geschrieben, die mir unter den Fingern brannten und mich beschäftigten. Die Inspirationen für diese Texte kommen mir durch Situationen und Begegnungen im Alltag. Da mein Alltag zur Zeit jedoch nur aus Hochschule und Rumhängen mit den Menschen aus der Schule besteht, bleiben diese ideenstiftenden Interaktionen aus und ich merke das in meiner Unfähigkeit zu schreiben.
Ein persönliches Problem ist auch, dass ich enorm wählerisch und selbstkritisch bin, wenn es um die Themenfindung für Texte geht: Sie müssen relevant und gesellschaftskritisch sein, die Lesenden müssen sich damit identifizieren können und ich brauche eine genug starke Meinung dazu, um mindestens eine Seite lang drauflosschreiben zu können. Alles, was mir momentan im Kopf herumschwirrt, wird diesen Ansprüchen an mich selbst aber nicht gerecht und ist deshalb nicht gut genug, um es euch Lesenden zu präsentieren. Jetzt baut sich ein riesiger Druck in mir auf. Eine Wand aus Ansprüchen baut sich vor mir auf, die täglich wächst und schwerer zu überwinden wird. Ich weiss, dass ich einen Text schreiben muss und will, aber kein Thema für diesen Text habe. Ich zwinge mich dazu, kreativ zu sein und zu produzieren, obwohl ich keine Inspiration habe. Dabei sagt weder meine Hochschule noch VIRAL., dass ich regelmässig etwas rausbringen MUSS. Der Druck kommt ganz allein von mir. Kein Wunder, dass da nichts Gutes dabei rauskommt. Das ist doch einfach Schwachsinn.
Die unter euch, die sich kreativ betätigen, egal ob professionell oder nicht, kennen es wahrscheinlich: Das Gefühl, man MÜSSE jetzt irgendetwas produzieren. Schliesslich macht man das ja gerne. Man will ja auch immer wieder aufs Neue sagen können: “Schaut, was ich da gemacht habe”. Dabei setzt man sich selbst so sehr unter Druck auf eine gute Idee zu kommen, dass die Blockade noch grösser wird.
Ich habe keinen Bock mehr auf diesen Produktionszwang. Zu schreiben, nur damit man etwas geschrieben hat – damit an einem Tag dann ein Text online kommt und ich sagen kann, dass ich etwas geleistet habe. Das will ich nicht mehr. Ich will nur noch schreiben, wenn ich eine Idee habe oder etwas zu sagen habe. Auch wenn das heisst, dass ich weniger oft etwas veröffentliche. Wenigstens sind es dann Texte, mit denen ich zufrieden bin. Natürlich ist das einfacher gesagt als getan. Schliesslich schreibe ich auch gerne und die Regelmässigkeit hilft, nicht aus der Übung zu kommen. Trotzdem will ich mich etwas zurücknehmen, auch weil ich merke, dass sonst die Qualität darunter leidet. Ab jetzt: Qualität über Quantität.
So, jetzt reicht es auch. Es ist absurd, wie lange ich gebraucht habe, um das hier zu verfassen und deshalb beende ich das jetzt hier. Die nächste Kolumne kommt, wenn ich wieder etwas zu sagen habe. Vielleicht bald, vielleicht auch nicht– wir werdens sehen.
Bis dahin aber wünsche ich euch eine gute Zeit.
Bisous
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