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AutorenbildHanna Girard

“Es ist so schön zu sehen, wie eine Pflanze wächst und gedeiht”

Seraina ist 22 Jahre alt, lebt in einer WG im St. Johann und liebt Pflanzen. Seit einem Jahr kümmert sie sich leidenschaftlich um Stecklinge, pimpt damit ihre Wohnung auf und verschenkt sie gerne auch mal an Freund*innen. Seraina hat Viral. gezeigt, auf was man sich bei der Vermehrung von Zimmerpflanzen achten muss.


Es ist ein kalter Tag im Januar. Draussen prasselt der Regen, tropft von kahlen Ästen auf den Teer der Gehsteige. In der WG im St. Johann ist von den winterlichen Temperaturen nichts zu spüren. Dicke Teppiche zieren den Flur, überall breiten Hängepflanzen ihre Blätter aus und es riecht nach Lavendel. Auf dem Fenstersims in der Küche stehen Töpfe voller kleiner Setzlinge: Pfannkuchenpflanzen, Efeututen und kleine Aloen. Seraina streicht mit den Fingern über die Blätter: „Vor einem Jahr bekam ich von einer guten Freundin meine erste Zimmerpflanze geschenkt. Zu Beginn wusste ich nicht so wirklich, was ich mit ihr anfangen soll“, sagt sie und lacht. Heute sei das anders. Auf dem Regal in der Küche reihen sich kleine Marmeladengläser. Darin Stecklinge aller Gattung Grünzeug. Mittlerweile weiss Seraina genau, wie sie sich um ihre grünen Zöglinge kümmern muss: “Wasser ist so ein Punkt. Viele haben Angst davor, dass sie ihren Pflanzen zu viel oder zu wenig Wasser geben. Aber weniger ist mehr, habe ich im letzten Jahr gelernt”.


Seraina hält ein Marmeladenglas in der Hand, dreht und wendet es. Darin schwimmt ein kleiner Setzling. Sie beäugt seine Wurzeln. Seit August liegt die kleine Pflanze in dem mit Wasser gefüllten Marmeladenglas. “Die Wertschätzung ist schon eine ganz andere. Die meisten meiner Zimmerpflanzen haben ich selbst vermehrt”, sagt sie. “Es ist schon schön zu sehen, wie eine Pflanze wächst und gedeiht”. Wir gehen in Serainas Zimmer. Über ihrem Bett hat sie ein Brett befestigt, darauf steht eine Efeutute in einem grossen Topf. Sie steigt hinauf und zeigt uns genau, wo man die Efeutute beschneiden muss, um einen Steckling ziehen zu können.



“Es ist wichtig, dass die Pflanze gesund ist”, sagt Seraina. “Dann ist die Chance grösser, dass der Steckling später auch gut wächst.” Sie hält einen Zweig der Pflanze vorsichtig in der Hand und deutet auf einen Knubbel am Stiel: “Schau, das ist die Luftwurzel. Wenn du einen Steckling aufziehen willst, dann musst du schauen, dass er eine Luftwurzel hat”. Sie schneidet den Zweig unterhalb der Luftwurzel ab und stellt ihn auf die Fensterbank in eines der mit Wasser gefüllten Marmeladengläser. “Jetzt lass ich den stehen, bis er genügend Wurzeln gebildet hat. Das kann schon ein paar Monate dauern.” Wir gehen zurück in die Küche. Dort greift Seraina zu einem Setzling. Bleiche, verknotete Wurzeln schwimmen im Glas.


Sorgfältig nimmt sie den Steckling aus dem Glas und deutet auf die Wurzeln: “Diesen Steckling habe ich im August von einer Freundin bekommen. Schau, die Wurzeln sind nun gut zu sehen.” Sie hält den kleinen Steckling in die Höhe, von den Wurzeln perlen Wassertropfen auf den Küchentisch. Serainas Zögling ist bereit eingepflanzt zu werden.


Mit der kleinen grünen Giesskanne gibt Seraina dem Steckling Wasser. “Eine grosse Portion”, meint sie und lacht, als sie die Giesskanne wieder auf den Tisch stellt. Dann trägt sie den Topf in ihr Zimmer und stellt ihn ans Tageslicht. Genau so, dass er genug Sonnenlicht bekommt.

Sie setzt sich auf ihr Bett: “Wenn draussen alles kahl und grau ist, dann geniesse ich es sehr heimzukommen. Hier ist es so schön grün”.



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