Ida Binkert ist im zweiten Lehrjahr zur Theatermalerin am Theater Basel. Viral. hat sie im Malsaal besucht und mit ihr über Techniken, Herausforderungen und Leidenschaft gesprochen.
© Dominik Asche
Da steht sie: Ida Binkert, 22 Jahre alt, auf dem Weg, Theatermalerin zu werden. Ihr blondes Haar trägt sie mit einer Klammer nach hinten gesteckt. Ihre weiten Arbeitshosen zieren Farbsprenkel. Auch ihr Shirt ist voller Farbe. Sie kommt direkt aus dem Malsaal, wo Kulissen ihren Anstrich bekommen und wo Maler*innen Stimmungen einfangen, die dazu beitragen, das Publikum einer Theatervorstellung in eine andere Welt mitzunehmen. Durch verschlungene Wege geht sie, fährt mit dem Lastenlift (über acht Meter Höhe und ungefähr drei Meter Breite) in die unteren Stockwerke des Theaters zu den hauseigenen Werkstätten. Es riecht nach Holzspänen und Leim. Hinter der Schreinerei des Theater Basel tut sich eine fremde Welt auf. Eine Welt voller geschäftiger Handwerker, alle darauf bedacht, dass vor einer Aufführung jedes Rädchen ins andere greift, damit die Vorstellung reibungslos über die Bühne gehen kann.
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Tageslicht sieht Ida nur selten. Ihre Arbeitsstunden verbringt sie im Malsaal, unter dem Pyramidenplatz, neben der Elisabethenkirche.
Licht fällt von der Decke auf grosse, auf den Boden gespannte Bauwollstoffe. «Prospekte», wie man im Fachjargon dazu sagt. Auf meterlangen Bahnen malt sie hier, gemeinsam mit den anderen Theatermaler*innen, die Bühnendekorationen für Theaterstücke. Ihre Arbeit ist fordernd. Sie lernt, wie man kreativ mit diversen Materialien, Werkzeugen und Maltechniken umgehen kann.
Also ein abwechslungsreiches Handwerk. So kann es auch mal vorkommen, dass sie für die Umsetzung eines Konzepts sogar ein neues Werkzeug entwickeln muss. Erfindergeist ist gefragt. «Beim Malen von Bühnenbildern dreht sich ganz viel um Techniken», sagt Ida. Und so lernt sie in ihrem Berufsalltag immer etwas Neues dazu. Sie erzählt von einer grossen Fläche, die sie für eine Produktion komplett mit Marmorimitation bemalen musste: «Marmor zu imitieren ist echt eine grosse Herausforderung. Dass die Adern des Marmors richtig verlaufen und das Ganze nicht künstlich aussieht, ist mega schwer».
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Neben der Mitarbeit an Theaterproduktionen hat Ida in ihrer Lehre zur Theatermalerin aber auch viel Zeit, um zu üben und die Techniken zu vertiefen. In einer Ecke des Malsaals hat sie einen eigenen Arbeitsplatz. Dieser erinnert an ein Künstler*innenatelier. Am Boden und an den Wänden hängen grossformatige Übungsarbeiten, Bilder von Berglandschaften, Unterwasserwelten, aber auch Materialimitationen. Auf einer Staffelei steht ein Gemälde: steinige Felsen vor einer sandgelben Wüste. «So etwas kleines, feines habe ich hier im Theater noch nie gemalt. Das ist wirklich nur eine Übung», schmunzelt sie und deutet auf das Gemälde, das in einem gewöhnlichen Wohnzimmer eine ganze Wand einnehmen würde.
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Der Beruf einer Theatermaler*in habe sich im Verlauf der letzten zwanzig Jahre stark gewandelt: «Heute sind die Bühnenbilder oft sehr schlicht. Es kommt selten vor, dass ich zauberhafte Märchenwelten male». Die Zeiten von grossen Schwanensee-Landschaften scheinen also vorbei. Und doch kommen solche Bühnenbilder ab und zu noch vor. Für die Inszenierung «Andersens Erzählungen» von Philipp Stölzl beispielsweise malte Ida wochenlang überdimensionale Kraken und stimmungsvolle Unterwasserlandschaften. «Solche Arbeiten mache ich sehr gerne», meint sie und deutet mit der Hand auf einen der Fische, den sie für diese Produktion gemalt hat.
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Zu Idas Ausbildung gehören neben der praktischen Arbeit auch Schultage. Dort lernt sie aber nicht nur klassischen Schulstoff, sondern auch Farblehre und Maltechniken. Eben das, für was Ida so leidenschaftlich brennt.
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