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AutorenbildMax Kaufmann

Uni, wie geht das?

Die Uni hat wieder begonnen und ich fühle mich wie ein Erstsemester. Zwar studiere ich seit einem Jahr, doch wie ein Hörsaal aussieht, weiss ich hauptsächlich aus Filmen und Serien. Jetzt wo wir wieder vor Ort sind, fühlt es sich an, als hätte ich meine ersten beiden Semester verpennt und alles nur geträumt. Die Hälfte des Unistoffs ist vielleicht im Gedächtnis hängengeblieben, aber sonst ging vieles vergessen oder wurde gar nie gelernt: Wie stehe ich gelassen aber nicht demotiviert im Gang herum? Wann ist der richtige Moment, um sich in den Saal zu setzen? In welche Reihe? Alles ist so neu, dass ich sogar die unbequemen Stühle, die beim Herausklappen richtig schrecklich quietschen, aufregend finde.


Illustration: Hanna Girard


Neu im Vergleich zum Distance Learning ist auch, dass die Studierenden in der Reihe hintendran einem auf den Bildschirm schauen können. Für all jene vor mir, denen ich beim Zalando-Shoppen über die Schulter geblickt habe, müsste ich inzwischen eine «Strichli-Liste» führen. Die Dozierenden sehen das nicht, aber wissen es wohl sowieso schon. Deshalb habe ich eine Ergänzung zu einer Liste an Ratschlägen für Erstsemester, die ich bei «Bajour» gelesen habe: «WhatsApp Web» fehlt darin. Gern geschehen.


Nach der ersten Woche habe ich abgesehen von diesem Tipp nur Fragen. Meine Banknachbar*innen habe ich meistens schon einmal gesehen. Doch ohne die Namenskästchen, an die ich mich bei Zoom gewöhnt habe, bin ich verloren. Die meisten meiner Dozierenden ebenfalls.


Die Erfahrungen aus der Zoom-Zeit helfen auch nur halbwegs dabei, sich an Mitstudierende zu erinnern. Man kann ja schlecht fragen: Bist du dieser Typ, bei dem man immer ein halbes Gespräch mitgehört hat, bevor du dich auf stumm geschaltet hast? An gewisse Namen erinnere ich mich aber – ob gewollt oder nicht. Meistens an jene Studenten (ja, nur Männer), die sich übermässig viel Raum und Redezeit genommen haben.


Bis jetzt weiss ich ebenfalls nicht, ob der Semesterstart immer so chaotisch ist, dass ich nach zwei Wochen Vorlesungszeit erst weiss, welche Veranstaltungen ich besuchen kann und welche schon überbelegt sind. Ob das normal oder nur Corona-bedingt ist, keine Ahnung. Seit ich an der Uni bin, war immer nur Ausnahmezustand.


Mir scheint es, dass deswegen gerade einiges nachgeholt wird. Die verpassten Apéros bei unserem eigentlichen Start vor einem Jahr beispielsweise: In den letzten Tagen standen immer Apéro-trinkende Grüppchen auf dem Petersplatz herum. Ist das auch Ausnahmezustand? Gefällt mir auf jeden Fall.



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