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AutorenbildDominik Asche

"Wir haben uns versucht zu küssen, aber es hat nicht geklappt"


Illustration: Hanna Girard

Daniela* und Linus* sind seit 10 Jahren zusammen. Das Schiff ihrer Beziehung haben sie durch die Pubertät gelotst und sind gemeinsam erwachsen geworden (zumindest auf dem Pass). Ihr 10-jähriges Beziehungsjubiläum feierten sie mit einem großen Fest. Und dieses Fest war zeitgleich die Geburt des „Viral Magazins“, einem Stadtmagazin, dass deine Geschichten erzählt und an bei dem du miterzählen kannst. Weil das Magazin an diesem Fest entstand, gehört dieser Artikel Daniela, Linus und ihrer Liebesgeschichte.


Könnt ihr euch noch an die erste Begegnung erinnern?


Linus: Ja, sehr gut sogar. Das war in Rothenfluh, bei einem Fest in irgendeiner Scheune. “Beachparty” hiess diese Fete. Dort habe ich Daniela zum ersten Mal gesehen. Ich habe ihr damals sogar schüchtern auf die Schulter getippt. Aber es war so schüchtern, dass sie es nicht bemerkt hat. Nach der Party ging sie mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Tagelang habe ich sie auf dem sozialen Netzwerk “Festzeit” gesucht. Das Problem war, dass dort alle einen Nickname hatten. Mit einigen Strategien habe ich sie dann tatsächlich gefunden. Wir haben den ganzen Sommer lang hin und her geschrieben und haben uns dann Anfangs Herbst im Zoo getroffen.


War das gut? Erste Dates sind ja meistens ein wenig seltsam.


Daniela: Es war super. Irgendwie so einfach. Wir haben uns von Anfang an verstanden und konnten über alles reden.

Linus: Ich habe mich sofort in sie verliebt. Ich kann mich daran erinnern, dass wir gemeinsam vor einem Gehege standen. Aber sie hat nicht nur die Tiere beobachtet, sondern das Geländer vor dem Gehege. «Siehst du», hat sie gesagt, «hier ist die Farbe ganz abgeblättert, weil sich an dieser Stelle die meisten Leute festhalten». In diesem Moment habe ich sie ins Herz geschlossen.


Wann kam der Punkt, als ihr zu einem Paar wurdet?


Linus: Nach unserem Besuch im Zoo habe ich wirklich alle Register gezogen. Beim nächsten Treffen habe ich meine Gitarre mitgebracht und Lieder von “The Kooks” gespielt. Daniela hat mir darauf ein Origami-Kranich geschenkt. Auf Festzeit hat sie mir am selben Abend geschrieben, dass mir der Kranich eine geheime Botschaft überbringen soll. Nach langem Überlegen, habe ich den Kranich süferli auseinandergefaltet: “Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.”, stand darin.

Daniela: Wir haben uns dann beim Basler Münster getroffen. Durch den «Flüsterbogen» hat Linus gesagt: „Ich glaube ich habe mich auch in dich verliebt“. Und dann: Der erste Kuss. Irgendwie hat der aber nicht so ganz geklappt. Unter einer großen Fichte bei der Ruine Reifenstein haben wir uns dann gefragt, ob wir nun eigentlich zusammen sind. Das ist jetzt 10 Jahre her.


Hättest du damals gedacht, dass eure Beziehung so lang halten wird?


Daniela : Darüber habe ich mir gar keine Gedanken gemacht. Ich war damals 16 Jahre alt.

 

Welche Rolle spielt die Freiheit in einer Beziehung?


Daniela: Ich finde es wichtig, dass wir beide eigenständig sind und einander Freiheiten lassen. Die gegenseitige Unterstützung ist aber genauso wichtig.


Kommunikation ist bei Beziehungen immer so ein Schlüsselwort. Ist sie wirklich so wichtig?


Daniela: Natürlich. Manchmal empfinden wir die Dinge ganz unterschiedlich und das ist auch gut so. Damit es aber keine Missverständnisse gibt ist es wichtig, miteinander zu reden und sich gegenseitig zuzuhören.

Linus: Man muss Sorge trage, dass die Beziehung nicht selbstverständlich wird. Man gewöhnt sich ja ein Stück weit daran und schätzt gar nicht mehr richtig, was man aneinander hat.


Ihr seid zwei unabhängige Geister. Gibt es da viel Streit?


Linus: Den gibt es doch bei allen. Streit tut ja manchmal auch gut. Aber wenn wir uns streiten, dann meistens relativ kurz, dafür gerne auch mal laut.

Daniela: Zum Glück sind wir beide nicht nachtragend. Wenn uns etwas stört, muss es sofort raus.


Wird eine Beziehung nach 10 Jahren nicht langweilig?


Daniela: Nein, überhaupt nicht. Wir sind immer wieder in anderen Lebensphasen. Man hat nie die absolute Sicherheit und wenn man zusammen leben möchte muss man etwas dafür tun.

Linus: Unsere Beziehung hat sich irgendwie stetig weiterentwickelt und verändert und somit hat sie sich immer frisch angefühlt. Aber logischerweise mussten wir auch viel daran arbeiten und ab und zu so richtig auf die Nase fallen. Aber grad die heiklen Momente haben gezeigt, wie fest wir einander brauchen.


Habt ihr eine offene Beziehung?


Daniela: Ja, aber er weiss es nicht.

Linus: Was?

Daniela: Spass beiseite. Natürlich haben das diskutiert. Für mich war von Anfang an klar, dass ich das nicht möchte.

Linus: Wir hatten beide schon das Bedürfnis unsere Beziehung zu öffnen. Allerdings nie zur selben Zeit. Es hat sich also nie ergeben und darüber sind wir glücklich. Sollen die ihre Beziehung öffnen, die ihre Liebe durch den Häxler jassen wollen.


Nach 9 Jahren Beziehung wohnt ihr jetzt gemeinsam. Warum hat das so lange gedauert?


Daniela: Ich wäre gerne schon früher mit Linus zusammengezogen. Aber ich habe respektiert, dass er zuerst in seiner Musiker-WG leben wollte. Auch ich habe wertvolle Erfahrungen in einer WG und danach in meiner eigenen Wohnung gesammelt.

Linus: WG Zeit war schon easy geil. Jetzt wohne ich allerdings wahnsinnig gerne mit Daniela  zusammen und würde nicht mehr tauschen wollen.


Euer Rezept für eine gesunde Beziehung?


Daniela: Vertrauen, Freundschaft, Spass und ganz viel Liebe. Linus ist mein bester Freund, dem ich alles erzählen kann und der mich auch ohne Worte versteht.

Linus: Ich finde es wichtig, dass man zusammen Abenteuer erlebt und ab und zu Pläne schmiedet. Aber auch die kleinen Momente sind wichtig. Wie zum Beispiel diese 10 Minuten, wenn ich nach Hause komme und gleich wieder gehen muss, aber noch kurz mit Daniela reden kann. Diese 10 Minuten geben mir so viel Energie. Ich kann und will mir ein Leben ohne Daniela nicht mehr vorstellen.

*Daniela und Linus heissen eigentlich ganz anders. Weil sie uns aber ziemlich tief blicken lassen und vielleicht ein kleines bisschen bekannt sind, heissen sie für diesen Text einfach mal anders. Was sie dir erzählt haben ist jedoch kein Seemansgarn.

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